3. Gin, Rum und Whisky Festival
Hallo liebe Whiskyfreunde,
zum ersten Mal war ich auf dem Gin, Rum und Whisky Festival in Peiting.
Wenn jetzt jemand frägt: »Wo?«, ich musste auch erstmal nachschauen. Obwohl ich Luftlinie nicht weit weg wohne, kannte ich auch nur die Kreisstadt. Also Peiting liegt im Landkreis Weilheim südwestlich des Ammersees, am Lech.
Allerdings muss ich sagen, jetzt im Nachhinein ist es schon schlimm, wenn man diese Messe und besonders die Veranstaltungslocation nicht kennt. Und damit es Euch nicht genauso geht, erzähle ich Euch erstmal ein wenig über den Veranstaltungsort.
Also im Herzen von Peiting steht das knapp 300 Jahre alte Hotel »Dragoner« und die dazugehörige Bar »Xaver Lounge & Bar«, in einem Gebäude gegenüber dem Hotel. Die Bar wurde vor 6 Jahren mit einem Sortiment von ca. 200 Whiskys eröffnet. Heute zählt man mehr als 1700 Whiskys aus aller Herrenländer und mehrere Hunderte Gins und Rums. Damit nicht genug, seit 2020 ist das »Xaver« die Nummer 3 der besten deutschen Whisky Bars.
Das Dragoner ist seit 120 Jahren ein Familienbetrieb und wird von Monika Pummer geführt. Sie richtet zum dritten Mal die Hausmesse aus. Da Sie die Bar zu dem Erfolg geführt hat wird die Bar von Kennern, wertschätzend »Pummerland« genannt.
Und jetzt könnt Ihr euch vorstellen, warum ich mich ein wenig schäme. Als passionierter Whiskygenießer sollte man doch schon mal davon gehört haben, wenn eine Messe an so einer Location statt findet und man so nah dran wohnt.
Aber jetzt geht es, nach diesem ellenlangen Erklärtext endlich mit meinem Bericht über die Messe los.
Ich bin mit dem Zug angereist und brauchte vom Bahnhof zum Xavers 15 Minuten zu Fuß.
Auf dem Weg hatte ich das Gefühl, dass die Fußgängerwege schon nach oben geklappt sind. Es war kurz vor 16 Uhr und in der Ortschaft war nix los. Ich habe fast niemanden auf der Straße gesehen, geschweige denn, dass ein Geschäft geöffnet hatte. War schon ein wenig gespenstisch.
Ganz anders als ich dann am Hotel ankam. Dort war schon viel los. Ich sah die Chefin wie Sie von Menschengruppe zu Menschengruppe, die sich vorm Xaver und dem Hotel sammelten, sprang, um die Leute zu begrüßen. Den herzlichen Empfang zufolge waren davon viel »Wiederholungstäter«, die schon bekannt waren. Nach einer kurzen Anstehzeit war der Weg zum »Checkin« frei. Ich bekam ein Bändchen und ein Nosingglas und das ganz ohne Eintritt zu bezahlen. Super Sache.
Zuerst ging es ins Hotel. Nach kurzem umsehen ging es in der Welfenstube. In dem eher kleinen Raum waren viele Tische mit Ausstellern. Man musste sich ein wenig durchdrücken. Aber das war schon ok. Meinen ersten Schluck holte ich mir bei Schlumberger. Es war der Benromach Contrast Peatsmoke mit 46 %vol. Der war aber irgendwie nicht mein Fall, irgendwie eindimensional. Ich mag Benromach, daher hatte ich schon gedacht, dass mir der auch taugen würde. Ich glaube mir fehlten die Sherry Aromen, die ich vom 10ner gewöhnt bin.
Danach wollte ich was Gehaltvolleres. Es sollte die Messeabfüllung sein. Die Jungs von Simple Sample hatten sie mitgebracht. Es war ein St. Kilian Private Cask. Eine Vollreifung aus einem 1st Fill Portwein Fass. Destilliert wurde das ganze am 20.09.2017 und in Fassstärke mit 59,2%vol. am 30.08.2021 abgefüllt. Schöner Stoff. Ordentlich Druck durch den Alkohol, der sehr gut eingebunden war. Schöne dunkle Früchte. Auf jeden Fall eine gute Wahl als Messeabfüllung.
Es ging weiter. Interessant fand ich einen Tisch mit verschiedene Chipsorten. Holger Spahn, der Inhaber des Spahns Scotchwarehouse erzählte mir über die Mackie’s Chips und sich als unabhängigen Abfüller. Verliebt habe ich mich dann in seinen Jura 10J 2009-2019 56,5 %vol.. Wow, was für eine Honignase, die zog mich schier ins Glas. Da musste eine Flasche mit.
Ich war eigentlich wegen Whisky da und wollte keinen Rum. Aber anscheinend sah ich verloren aus als ich mich nach dem nächsten Dram umschaute. Sebastian Lauinger machte mir das Angebot mal einen Rum zu probieren. Mit seiner Leidenschaft und seinem Wissen für Rum hat er mich gekriegt. Nach verschiedenen Nachreifungen, auch im ex-Islay Fass hat es mir aber der El Ron del Artesanal Panama Rum mit 10 Jahren mit Primitivo Fass Finish und 57,9 %vol. angetan. Jetzt habe ich auch Rum zuhause.
Nach so viel Hochprozentigen brauchte ich erstmal ein ordentliches Essen. Das Hotel hat eine eigene Steak-Stube. Da wollte ich natürlich hin, um mir für die zweite Hälfte wieder eine Grundlage anzueignen.
Ich saß mit den Leuten der Singold Brennerei am Tisch. Natürlich unterhielten wir uns über die Ihre Whiskys und den selbst importieren Rum. Wir machten aus, dass ich nach dem Essen vorbeikomme und deren Whisky probieren soll.
Gemacht, getan. Nach dem Essen ging es schnurstracks zum Singold Tisch. Als erstes probierte ich die, mit 51,2 %vol. abgefüllte »First Edition«. Nach dem Single Malt folgte der Rye mit 43 %vol. Leider konnten mich beide geschmacklich nicht erreichen. Vielleicht lag es am kräftigen Essen oder die Whiskys waren zu ausdrucksarm.
Ich hatte Glück. Monika Pummer setzte sich mit an den Tisch und probierte die mitgebrachten Rums. Nachdem ich vorher schon auf dem Rum Trip war, sprang ich gleich mit auf und ließ mir dieselben einschenken.
Die beiden Rums, ein 25 Jahre alter und ein 10-jähriger, beide mit 50,3 %vol. abgefüllt, waren süß, kräftig und ich fand sie gut. Die haben mehr Eindruck hinterlassen als die Whiskys.
Während des Rum-probierens nutzte ich die Gelegenheit und fragte Frau Pummer, ob Sie mir bei Gelegenheit ein Interview geben will. Sie hat zugesagt. Jetzt muss ich nur noch einen geeigneten Zeitpunkt für das Interview suchen. Ich freue mich jetzt schon darauf.
Vom Singold ging es einen Tisch weiter zu Sansibar. Die hatten unter anderem einen 24 Jahre und einen 28 Jahre alten Springbank und viele weitere Abfüllungen dabei. Weswegen ich aber dahin wollte, war der 23 Jahre alte Glen Grant. Gebrannt wurde der 1997 und reifte in einem Rum Fass bevor er 2020 mit 53,2% vol. abgefüllt wurde. Wow, Früchte, süß und komplex. Mit so einen Whisky kann man sich stundenlang beschäftigen. Was für ein geiles Teil.
Und jetzt war ich im Dilemma. Sollte ich den auch mitnehmen? Allerdings hatte ich nur ein begrenztes Budget dabei. Hm, nein nach Hause wollte ich noch nicht. Und was mache ich, wenn ich noch einen noch besseren Whisky finde? Also hoffte ich darauf die Abfüllung irgendwann später noch zu bekommen und machte mich auf, um in der Xaver Bar noch weitere Schätze zu entdecken.
Das erste was mir auffiel, war die Einrichtung der Bar. Wie cool, es aussah. Die Decke und die Wände waren mit den Whiskyschachteln behangen und überall, wo eine Ablagefläche war, standen Whiskyflaschen. Hier und Da ein Whiskyfass und eine Vitrine mit edlen Abfüllungen. Das ist eine geile Deko für eine Bar dachte ich und sollte ich irgendwann meine eigene Hausbar aufmachen, mach ich es genauso. Als erstes hol ich mir ein Whiskyfass.
Und das zweite was mir auffiel, es war voll. Aber ich kämpfte mich zum Mackmyra Tisch, um festzustellen, dass Marc Fiederer nicht da war. So blieb mir nur die Flaschen zu fotografieren. Nun gut, keinen schwedischen Single Malt für mich, dann ging es weiter zu Rene Tröger von Premium Malts. Auch bei Ihm hatte ich mir vorgenommen, ein paar Abfüllungen zu probieren und hoffte, dass er diese dabeihat. Und Bingo, den Wilson & Morgan Sherry Cask Blended Malt mit 53,7 %vol., eine Art Naked Grouse für Erwachsene und den Teaspooned Glenmorangie einen 15 Jahre alten Westport aus dem Marsala Fass mit 59,5 %vol. hatte er dabei. Ich war begeistert.
Die Zeit lief leider sehr schnell und schon war es kurz vor 22 Uhr. Da Wahnsinn, der letzte Zug fährt gleich, also war es Zeit meine Heimreise anzutreten.
Als ich versuchte nach Draußen zu gelangen, blieb ich kurz vor dem Bartresen stehen. Da wurde mir noch gleich ein Gin mit dem griffigen Namen »Gin Knopf« angedreht. Eigentlich mache ich mir nix aus Gin, und der schmeckte schon ziemlich nach Orange, aber als Absacker dachte ich mir, eh schon egal. Aber der war nix für mich.
Danach ging es schnell zum Bahnhof. Ich wäre gerne länger geblieben. Beim nächsten Mal muss ich schauen, ob ich ein Zimmer bekomme.
Es war ein super Tag mit super netten Leuten. Ich werde sicher das nächste Mal wieder dabei sein. Ich freue mich schon auf die neuen Abfüllungen von Holger Spahn und den anderen.
Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in diese besondere Messe geben. Und selbst wenn Ihr nicht zur nächsten Gin, Rum und Whisky Festival geht, das Dragoner ist eine Super Wirtschaft mit guten Speisen und das Xavers ist schon eine sehr coole Bar mit einer Hammer Auswahl an Whiskys und anderen Spirituosen.